Wissen, Lernen und Innovation im digitalen Unternehmen by Rolf Franken & Swetlana Franken
Autor:Rolf Franken & Swetlana Franken
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658301781
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden
7.1 Ausgewählte Theorien des organisationalen Lernens
Unternehmen im globalen Wettbewerb stehen unter einem erbarmungslosen Kosten- und Leistungsdruck, dazu kommen soziale und ökologische Herausforderungen. Diese Herausforderungen erzeugen in Unternehmen ein Umfeld, in dem die Notwendigkeit und die Möglichkeit, sich Lernkompetenzen zu erarbeiten, dringlicher sind denn je (vgl. Senge 2017, S. 5–6).
Das Wissen eines Unternehmens über die Umwelt, ihre Gesetzmäßigkeiten und Entwicklungen, über sich selbst als soziale Wirtschaftseinheit, über die Kunden und Märkte etc. bestimmt sein Handeln und seinen Erfolg. Unternehmen als Handlungseinheiten müssen permanent lernen, um imstande zu sein, sich dauerhaft auf sich verändernde Realitäten einzustellen. Diese Prozesse werden in den Theorien des organisationalen Lernens analysiert.
Aus der kognitionspsychologischen Sicht bedeutet organisationales Lernen eine Veränderung der organisationalen Wissensstrukturen oder der Wissensbasis einer Organisation (Lehner 2019).
Organisationales Lernen ist ein Prozess der Veränderung der Wissensbasis des Unternehmens, der im Wechselspiel zwischen Individuen und dem Unternehmen in Interaktion mit der Umwelt stattfindet und zu besserer Systemanpassung und Problemlösungsfähigkeit des Unternehmens führt.
Die Pioniere des organisationalen Lernens H. Simon, R. Cyert und J. March haben bereits in den 1960–70er-Jahren das Entscheidungsverhalten eines Unternehmens analysiert. „Organisationen und Menschen in ihnen lernen aus Erfahrung. Sie handeln, beobachten die Konsequenzen ihrer Handlungen, ziehen Schlussfolgerungen aus diesen Konsequenzen und leiten daraus Implikationen für künftiges Handeln ab.“ (March und Olsen 76, S. 67). In diesen frühen Theorien wurde dem Unternehmen nur eine passive Rolle unterstellt – es passt sich an die äußeren Gegebenheiten an, reagiert, anstatt zu agieren. Darin besteht die Begrenztheit dieser Ansätze, die hier nicht näher betrachtet werden. Gemäß einer konstruktivistischen Sicht auf ein Unternehmen ist es in der Lage, einen aktiven Einfluss auf seine Beschäftigten, Kunden, Konkurrenten und die Gesellschaft auszuüben und seine interne und externe Unternehmensrealität zu gestalten.
Spätere Theorien der lernenden Organisation zeichnen sich durch bessere Anwendungsmöglichkeiten aus und werden exemplarisch erläutert. Der Ansatz von C. Argyris und D. A. Schön (erschienen 1978, aktuelle Auflage 2015) beschäftigt sich mit dem Handeln innerhalb eines Unternehmens und beschreibt Lerntypen, die über das einfache Reagieren auf äußere Umstände hinausgehen. Die Theorie des lernenden Unternehmens von P. M. Senge (erschienen 1990, aktuelle überarbeitete Auflage 2017) hat einen ausgeprägten konstruktivistischen Charakter: Ein Unternehmen soll durch Lernen seine eigene Realität schaffen. Ein im Jahr 1993 veröffentlichtes Integriertes Modell des organisationalen Lernens nach D.H. Kim fokussiert mentale Modelle im Prozess des Lernens. Die Theorie „Organisation des Wissens“ von I. Nonaka und H. Takeuchi (erschienen 1995, aktuelle Auflage 2012) kann auch zu den Lerntheorien gezählt werden, da sie die Prozesse des Wissensaustausches und der Wissensgenerierung darstellt. Diese Ansätze werden im Weiteren analysiert und bezüglich ihrer Anwendbarkeit hinterfragt.
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